Rundgang Friedhof Wiedenbrück

28 ausgewählte Grabstätten mit ihren Gedenksteinen und Kunstwerken

»Herzlich Willkommen« auf dem Friedhof in Wiedenbrück. Der kommunale Friedhof ist seit 1885 ein Ort der Begegnung und der Erinnerung. Was ihn von anderen Begräbnisplätzen unterscheidet, ist die vergleichsweise hohe Zahl künstlerisch gestalteter Gräber und Grabdenkmäler. Ein Zusammenhang zur „Wiedenbrücker Schule“ liegt hier auf der Hand. Tatsächlich haben Vertreter dieser Stilrichtung auch künstlerisch bedeutsame Grabanlagen geschaffen. Zu einem großen Teil zeugen auch deren eigene Gräber von ihrem Wirken zu Lebzeiten. Verbindende Elemente der Sakralkünstler der „Wiedenbrücker Schule“ waren ihr besonderer Stil und der gemeinsame Gestaltungswille. Die hier ansässige und über Jahrzehnte lebendige Künstlerkolonie hat Wiedenbrück und ebenso die seinerzeitige Nachbarstadt Rheda geprägt und ebenso in deren Umgebung deutliche Spuren hinterlassen. Die „Wiedenbrücker Schule“ hat zudem das Bild der Stadt mitgestaltet und darüber hinaus lokale Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Der Rundgang zu 28 ausgewählten Grabstätten mit ihren Gedenksteinen und Kunstwerken dient dazu, die Erinnerung an Denkmalkunst und Grabgestaltung des 19. und 20. Jahrhunderts lebendig zu halten.

Dieser vorgeschlagene Rundgang wird durch einen Flyer begleitet und ermöglicht einen Besuch bei typischen und besonderen Grabdenkmälern der Wiedenbrücker Schule auf diesem Friedhof. Eine Hinweistafel an jeder Grabstätte liefert wichtige und wertvolle Informationen. Weitere Details lassen sich über einen QR-Code abrufen.

Die Auswahl der Gräber und die Anlage des Rundwegs sind ein Gemeinschaftsprojekt von Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg e.V., Museum »Wiedenbrücker Schule«, Arbeitsgemeinschaft der Friedhofsgärtner Rheda-Wiedenbrück und Stadt Rheda-Wiedenbrück

Der Rundgang

Karte Friedhof Wiedenbrück

Karte Rundgang Friedhof Wiedenbrück

Historische Friedhöfe in Wiedenbrück

Weitere Standorte von Begräbnisplätzen die heute nicht mehr in Benutzung sind und weitere historische Standorte im Stadtgebiet von Wiedenbrück sind:

  • der Kirchplatz nördlich der Pfarrkirche St. Aegidius, wurde zwischen dem 11.-14. Jahrhundert genutzt
  • die Grablege der Annunziatinnen im Innenhof des vierflügeligen Agnetenklosters am Nonnenwall bis Ende des 18. Jahrhunderts
  • Grablege der Franziskaner auf dem Liebfrauenmarkt vor der Marienkirche, bis Ende 19. Jahrhundert
  • Siechenhauskapelle, eine Grablege für „Siechen und Leprosen“ an der Siechenstr./ Ecke Holunderstraße außerhalb des Stadtzentrums, im 14.-18. Jahrhundert
  • zwischen 1824-1885 ein Katholischer Friedhof für die Bürgerinnen und Bürger an der Bielefelder Straße
  • zwischen 1864 und 1890er Jahre ein Evangelischer Friedhof am Hellweg
  • die Grablege der Schwestern der Christlichen Liebe am Burgweg
  • Privatfriedhof auf dem Gut Geweckenhorst in St. Vit
  • Friedhof und kleine Kapelle für St. Viter Bürgerinnen und Bürger an der Hauptstraße 17-19 bis ins Jahr 1754, danach wurde an der Kirche in St. Vit beerdigt
Historischer Friedhof der Franziskaner vor der Marienkirche

Die Wiedenbrücker Franziskaner wurden 1644 durch Fürstbischof Franz-Wilhelm von Wartenberg berufen (2020 haben die Franziskaner das Kloster aufgegeben). Der Marienplatz – Liebfrauenmarkt- vor der Kirche wurde als Begräbnisstätte (Coemeterium) für die Franziskaner bestimmt und am 17.11.1647 geweiht. 1875 bei Beginn des Kulturkampfes mussten Kirche und Kloster geschlossen werden- die Verabschiedung durch die Bevölkerung war am 05.08.1875. Daher trafen die Brüder eine gewisse Vorsorge bezüglich ihrer Toten. Am Morgen des 07.08.1875 verlegten sie die Gebeine ihrer verstorbenen Confratres aus dem Coemeterium auf einen nahegelegenen Friedhof (Alter Friedhof), um Schändungen an den Toten zu vermeiden und bestatteten seitdem auf dem neuen Friedhof der Kath. Kirchengemeinde am Nordring. Diese Gruft ist noch heute erhalten und wird von der Stadt Rheda-Wiedenbrück gepflegt.

Auf dem Marienplatz steht ab 1899 die Mariensäule (Werk von Anton Mormann): „Patronin voller Güte, uns alle Zeit behüte“. An den Ecken der Platzeinfriedigung stehen schmiedeeiserne Kirchhoflaternen.

(Quelle: Auszüge Buch 350 Jahre Franziskanerkloster Wiedenbrück 1994 und Denkmalliste)

Historischer Friedhof an der Bielefelder Straße

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Toten der Wiedenbrücker Aegidiengemeinde auf dem eigentlichen Kirchhofe bestattet.

Am 05.09.1823 kaufte die Kirchengemeinde eine Grundfläche vor dem Rindertor- sie wurde vom 21.10.1824 bis zum 12.06.1885 als einziger Begräbnisplatz benutzt. Dieser „Alte Friedhof“ war aber durch die neue Landstraße nach Gütersloh beengt, überdies außerordentlich feucht.

Der alte Friedhof birgt die Gebeine mancher Persönlichkeiten, deren Erinnerung bleibt, auch wenn ihre Grabsteine vergehen. So sind aber heute noch im „Bauernpark“ einige Grabsteine zu sehen, u.a. von Dechant Eduard Pöpperling, seit 1867 Pfarrdechant zu Wiedenbrück und von Johannes David Hammersens, der von 1823 bis 1867 in Wiedenbrück als Dechant tätig war.

Die Kirchengemeinde erwarb schon 1844 einen anderen Totenplatz „Auf der Breede“- dieser neue Friedhof wurde am 17.05.1885 eingeweiht und wird seit dem 15.06.1885 als Gottesacker verwendet.

(Quelle: Bericht von Franz Flaskamp im Buch „1200 Jahre Christengemeinde in Wiedenbrück, Herausgabe 1985)

Historischer Evangelischer Friedhof am Hellweg
Hellweg ev. Friedhof Wiedenbrück

Das Gelände am Hellweg wurde für den Friedhof 1863 erworben und am 13.Mai 1864 eingeweiht. Der erste hier Beerdigte war Reinhard Prevot, Sohn des verstorbenen Gerichtskopisten Georg Heinrich Christian Prevot. Auch wurde dort der Landrat und Presbyteriumsmitglied Bernahrd Abraham Bessel beigesetzt (1868).

Der Friedhof wurde 1944 praktisch für die Benutzung geschlossen. Im gleichen Jahr legte die Stadt Wiedenbrück einen Kommunalfriedhof auf dem Gelände unmittelbar vor dem Kath. Friedhof am Nordring an.

Ein Steinkreuz erinnert heute an den Evangelischen Friedhof am Hellweg.

(Quelle: Flaskamp : Untersuchungen zur Kreisstadt Wiedenbrück 1934, S. 36 und Festschrift zur Einweihung der Ev. Kirche in Wiedenbrück 1953)

Historischer Friedhof der Schwestern der Christlichen Liebe am Burgweg

Einen besonderen Gottesacker für ihr Wiedenbrücker Erholungsheim „Josephshaus“ (seit 1905) am Burgweg besitzen die Schwestern der Christlichen Liebe in Paderborn. Nur der Friedhof ist heute noch erhalten und wird von der Stadt gepflegt. Auf Initiative des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg wurde 2022 der Friedhof aus dem Dornröschenschlaf erweckt und von der Stadt Rheda-Wiedenbrück freigelegt und gesäubert. Am Eingang des Friedhofs findet sich jetzt auch ein Hinweisschild mit der Geschichte der Burg und des Friedhofs – weitere Informationen aus dem Bericht der Tageszeitung Die Glocke gibt es über den nachfolgendem Link: Heimatverein holt Nonnenfriedhof aus dem Dornröschenschlaf

Privatfriedhof auf dem Gut Geweckenhorst in St. Vit

Diese private Begräbnisstätte ist in den 1930er-Jahren entstanden und wird auch weiterhin genutzt. Bericht aus »Die Glocke« vom 22.11.2014 zum Thema, aus der Serie »Ich war einmal« (Teil 35 von Nimo Grujic).