22. Grabmal der Familie Gerhard Wonnemann
mit der Wiedenbrücker Schutzmantelmadonna auf der Grabstätte
Die Grabstätte von Gerhard Wonnemann und seiner Familie ist wie für eine Unternehmerfamilie nicht unüblich sehr groß und repräsentativ von Bernhard Hartmann gefertigt worden. Anders als andere Familiengrabstätten werden die eigentlichen Grabplatten mit Namen und Geburtsdaten als Bronzegrabsteine auf der Fläche der Grabstätte verteilt. Der Grabstein von Gerhard Wonnemann ist eine aufrechtstehende Bronzetafel, alle anderen sind Liegetafeln und auf dem Grab verteilt. Die Bronzetafel zeigt nicht nur die Lebensdaten des Unternehmers und Familienvaters, es nimmt auch Bezug auf seine persönliche Frömmigkeit und seinen Fleiß. Das benediktinische Credo „Ora et Labora“ wird in die lateinische Form „Oravit et Laboravit“ zu „er betete und arbeitete“ auf den Verstorbenen persönlich bezogen. Diese Form die sich nicht wiederholt wird zusätzlich von einem farbig gefassten Holzrelief ergänzt, dass die ganze Grabstätte überragt und so zu einem Motto der Familie Wonnemann wird.
Das Holzrelief zeigt eine farbig gefasste Schutzmantelmadonna die zugleich die Bedeutung einer Marienkrönung und Himmelskönigin in sich birgt. Ein kupferbeschlagenes, geschwungenes Schutzdach überfängt die anrührende Szene.
Die tiefe Marienverehrung des Gerhard Wonnemann und seiner Familie wird hier deutlich gemacht. Die Marienfigur ist in einem weißen, fließenden Gewandt gekleidet. Sie breitet schützend ihren hellblauen Mantel über eine Szene aus, die sich ihr zu Füssen abspielt. Die Marienfigur wird von zwei Engeln, die eine Krone über ihrem Haupt halten, begleitet. Die Symbolik der Himmelskönigin wird durch die unter der Szene sichtbaren Inschrift: „Ein Kind Mariens wird niemals zu Grunde gehen“ und die Zahlen und Buchstaben, .19 AMR 50“ unterstrichen. Die Abkürzungen stehen für den Gruß „Ave Maria Regina“. Die Zahlen stehen für das Entstehungsjahr des Reliefs 1950. Es ist zu vermuten, dass das Relief noch zu Lebzeiten des Unternehmers vom Künstler Hubert Hartmann angefertigt wurde. Vermutlich wurde es nach dem tragischen Unfalltod des Unternehmers 1958 als Grabschmuck und Trost auf der Grablege angebracht. Die Szene zu Füssen der Himmelskönigin Maria und die sie mit ihrem Schutzmantel umgibt ist wie ein Theatervorhang zum Betrachtenden hin geöffnet. Man nimmt die Familie von Gerhard Wonnemann wahr. Der Vater und die Mutter kniend zur linken der Maria. Kinder (Ilse, Irmgard und Hermann) und der Familienhund sowie ein etwas abgerückter Geistlicher (Dechant Schnütgen) im weißen Gewand sind rechts zu sehen. Alle sind deutlich kleiner und zu Füssen der Maria angeordnet. Es handelt sich um ein kunsthistorisches Zitat von Stifterbildnissen, die vom Mittelalter bis zur Frühneuzeit Verwendung fanden. Der Holzunternehmer und seine Familie kommen samt Familienhund zu Füssen der Himmelskönigin zusammen und beten für ihren Segen und ihren Schutz. Aber auch die Firma (Holzverarbeitender Betrieb), die Hauptkirche St. Aegidius, der Patersbogen und die Marienkirche und das Geburtshaus der Ehefrau erkennbar als Fachwerkhaus mit hohem Giebel werden von dem Mantel der Maria umfangen und so ihrem Schutz unterstellt. Es ist ein außergewöhnliches und einzigartiges Zeugnis der Grabkunst. Die Schutzmantelmadonna ist in ähnlicher aber vergrößerter Form für die Stadt Wiedenbrück in der Hauptkirche St. Aegidius zu sehen und stammt vom selben Künstler.