Karneval in Rheda-Wiedenbrück wird seit 1952 fröhlich und organisiert gefeiert. Mit der Gründung des ersten Karnevalsvereins 1952 in Wiedenbrück kann von einem regelmäßigen Karnevalsbetrieb gesprochen werden.
Die neue Sonderausstellung zeigt jetzt an ausgewählten Objekten diese reizvolle Facette der Stadtgeschichte von Rheda-Wiedenbrück
Eröffnung wird die Ausstellung am 12.11.2022 um 11:11 Uhr im Museum.
Bereits vor dem 2. Weltkrieg wird in Gaststätten und Lokalen in beiden Stadtteilen Karneval gefeiert.
Vermutlich standt die Freude am Verkleiden und der närrische Frohsinn dem künstlerischen Ausdruck der sich seit 1854 im losen Verbund der Wiedenbrücker Schule mit ihren Ateliers und Werkstätten in Wiedenbrück und Rheda und den Nachbarstätten fand nahe.
So wurden z.B. das Papstfest des St. Bernward-Vereins 1893 in einem Foto festgehalten.
Waren bereits seit dem 17. Jahrhundert („Zeit der Konfessionalisierung“) und in Wiedenbrück durch die Ansiedlung der Jesuiten durch den Landesherr, bereits Bestrebungen zu finden über erbauliche und glaubensstärkende katholische Theaterstücke die Bevölkerung wieder auf den Pfad des rechten Glaubens zu bringen, finden sich in der Nachbarstadt Rheda, ebenfalls Zeugnisse die Theater und Konzerttradition belegen. Auf der Hofburg des Schlosses Rheda findet sich bis heute das Theatergebäude aus dem Jahre 1745 und im Archiv sind Theaterzettel, Theaterstücke und Konzertankündigungen zu finden.
In der Passionszeit wurden von den Künstlern der Wiedenbrücker Schule Kreuzwegstationen in lebendigen Bildern gestellt. Diese waren aufwendig gestaltet und die Beteiligten anlassgerecht kostümiert z.B. 1913 im Saal des Kolping-Hauses. Ebenso Atelierfeste und auch Aufzüge zu kirchlichen Anlässen (Papstfest 1905) boten Gelegenheit zu Verkleidung und Aufführung.
Nachbarschaften am Lümernweg, Hellweg, die sogenannten „Muttkewegen“, sowie der Kirchstraße und am Wasserturm feierten bereits in den Zwischenkriegsjahren. Auch in den 30er Jahren finden sich im Archiv Jochen Sänger (+) Fotos von Karnevalsfesten in Rheda. Parallel zu Wiedenbrück fanden auch in Rheda bereits in den 50er Jahren Karnevalsfeste statt.
Das die berühmten Rosenmontagszüge und die Karnevalstradition im Rheinland und im
Süddeutschen ebenfalls Pate stand, darf durch die gute Vernetzung der Künstler in diese Regionen aber auch durch ihre Wandererfahrungen als Gesellen auf der Walz für Sicher gelten. Der kritische Charakter des Karnevals kommt in diesen Jahren nicht zum tragen, dass ist in Rheda-Wiedenbrück erst ein Aspekt der Neuzeit.
Erst die Freiheit und der wirtschaftliche Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg erlaubte im Jahr der 1.000- Jahr- Feier 1952 einen Entwicklungsschritt hin zum organisierten stadtweiten Karneval in Wiedenbrück. 1952 wurde die Karnevalsgesellschaft HELÜ gegründet.
Ab 1949 finden sich in Rheda ebenfalls Nachrichten über Karnevalssitzungen im Saal Neuhaus. Auch ist von einem Silvesterball der Rhedaer Karnevalsgesellschaft Helau e.V. zu lesen. Ein Kinderkarnevalsumzug zu Rosenmontag soll bereits 1953 durch Rheda gerollt sein.
1954 rollte der erste Rosenmontagszug durch Teile der Stadt Wiedenbrück. Erst nur durch die Wohnviertel rund um die Piuskirche. Die berühmten
„Muttkewegen“. Im Jahre 1964 wurde dann die Bahnschienen Richtung Innenstadt von Wiedenbrück überschritten. Eine Schlüsselübergabe vor dem
Rathaus fand 1965 erstmalig statt.
Der erste Karnevalsverein Wiedenbrücks trug in der ersten Zeit seines Bestehens 1952 grüne Uniformen. Auch eine Garde, ein Tanzpaar und weitere Elemente aus dem Karneval wurden gebildet.
Die Uniformen wandelten sich von grün zu rot. Im Jahr 1965 gründete sich ein weiterer Karnevalsverein der die grünen Uniformen wieder aufnahm. So entsanden die KG „Helü“ als Rote Funken e.V. und als Wiedenbrücker Karnevalsverein die WCV Grüne Funken e. V. Ebenfalls seit 1965 gibt es ein Prinzenpaar, vorher gab es nur einen Prinz Karneval in Wiedenbrück.
Fahrt nahm die Entwicklung des Karnevals in Rheda-Wiedenbrück mit der kommunalen Neugliederung 1970 auf. In Rheda gründete sich der Carnevalsverein Rheda e.V. die blauen Funken.
Die Saision 1969-70 stand ganz im Zeichen dieser Entwicklung und der Prinz Stefan Hansel (+) und Prinzessin Rosemarie Goswin fingen als Prinzenpaar in Wiedenbrück an und wurden am 08.02.1970 das Prinzenpaar von Rheda-Wiedenbrück 1971 wurde das Rosenmontagskomitee von allen drei Karnevalsvereinen gegründet, dass bis heute aktiv ist. Die blauen Funken schieden 2013 aus dem Komitee aus.
Bis 1977 ist das Thema „Kommunale Neugliederung“ im Rosenmontagzug präsent.
Auch die großen Anliegen wie die Baumaßnahmen der Stadt (Hallenbad, Stadthalle, Freibäder oder Schulen) finden sich als zeitaktuelle Themen in den meist aus Privatbesitz stammenden Fotostrecken wieder.
Das bunte Treiben des Karnevals ist aus Rheda-Wiedenbrück nicht mehr wegzudenken, daher soll diese Ausstellung einen Überblick über die Geschichte des Karnevals in Rheda-Wiedenbrück anlässlich des 70jährigen Bestehens des ersten Karnevalsvereins in der Stadt geben.
Allen Mitwirkenden, Leihgeberinnen, Archiven und Unterstützenden ein herzliches Dankeschön und Helau – Rheda-Wiedenbrück!