Die Broschüre „Juden und Jüdisches Leben in Rheda“ ist als 19. Band der Rhedaer Schriften von der Stadt Rheda-Wiedenbrück, dem Museum Wiedenbrücker Schule und den Heimatvereinen Rheda und Wiedenbrück neu herausgegeben worden.
Diese Kooperation ist in mehrfacher Weise besonders. Die neue Broschüre vereint den gesamten aktuellen Kenntnisstand über die Geschichte der Juden und der Synagogengemeinde Rheda-Wiedenbrück und Herzebrock.
Einmal ist in ihr die Dokumenation die 1995 erarbeitet von Dr. WolfgangA. Lewe, dem verstorbenen Heimatforscher Jürgen Kindler und Dr. Elisabeth Hanschmidt aus Rietberg erstmalig erschienen war neu veröffentlicht. Diesmal aber mit allen Fotos und den Ausstellungstexttafeln die damals noch nicht mit publiziert werden konnten. Erstmals sind auch alle Ausstellungstexttafeln jenseits einer Ausstellungspräsentation erreichbar.
Darüber hinaus wurden in den vergangenen 20 Jahren weitere Erkenntnisse und Namen von ehemaligen Mitglieder der Synagogengemeinde Rheda gesammelt, die ebenfalls eingeflossen sind. Eine tabellarische Aufstellung der Stolpersteine in Rheda und Wiedenbrück ist ebenfalls aufgenommen.
Und zu guter Letzt ist auch eine Kunstserie, die die Tochter einer ehemaligen Rhedaer Mitbürgerin Grace Graupe-Pillard (Jahrgang 1941) aus New York geschaffen hat mit aufgenommen. Sie ist die Tochter von Else Stern (1913-2007) und hat in den 90er Jahren gemeinsam mit ihren Eltern, die aus Nazideutschland flüchten konnten die Familiengeschichte aufgearbeitet und eine Bilderserie von 10 Motiven geschaffen die hier zu sehen ist. Diese Serie ist im Original im Kunstbesitz der Stadt Rheda-Wiedenbrück vorhanden und wurde bisher selten gezeigt.
Die Stadt Rheda-Wiedenbrück möchte mit der Neuauflage entschieden gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und Geschichtsvergessenheit entgegen treten. „Diese Gedanken und Geisteshaltungen haben in unserer Stadt nichts verloren und wir stehen entschlossen diesen Bestrebungen entgegen“, führte der Bürgermeister Theo Mettenborg aus.
Auch die Vertreter des Heimatvereins Rheda Dr. Wolfgang A. Lewe freute sich, dass die Schrift ansprechend und informativ gestaltet, in die Reihe der Rhedaerer Schriften aufgenommen werden konnte. Der Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg e. V. hat sich auch an der Herausgabe der Broschüre beteiligt. Dem 1. Vorsitzenden Dr. Wilhelm Sprang war es ebenfalls ein Anliegen die Fakten, Ereignissen, Lebensbeschreibungen und Dokumenten gebündelt vorlegen zu können ist seinem Vorwort zu entnehmen.
Bei der offiziellen Vorstellung war auch der Gestalter David Brill zu gegen. Er hat die kompletten grafische Umsetzung, die Datenredaktion und alles digitale übernommen und so wesentlich zu dem hervorragenden Ergebnis beigetragen. Für Brill bedeutete das Projekt ein „deja vue“, da er bereits 1995 bei der Erstellung der gleichnamigen Ausstellung und Dokumentation aktiv war. Daher konnte er aus seinem Archiv wertvolles Material aus den 90er beisteuern.
Arnold Bergmann als Stiftungsvorstand und Leo Lübke als Stiftungsrat waren beide für das Museum als Träger und Gastgeber der Broschürenvorstellung anwesend. Auch sie erläuterten, die Wichtigkeit der Neuauflage. Und Stiftungsvorstand Arnold Bergmann freute sich, dass es ohne die Initiative der Museumsleiterin Christiane Hoffmann nicht zu dieser Neuauflage gekommen wäre. „Sie hat alle Beteiligten zusammengeholt, um das Projekt zu stemmen“ erklärten die Museumsträger.
„Und natürlich ist so ein wichtiges Projekt, dass die Broschüre für die Geschichte Rheda-Wiedenbrücks darstellt, ein Beitrag sich aktiv mit dem historischen Erbe auseinander zu setzten“, führt der Bürgermeister aus.
„Jetzt ist es auch für unsere Schulen in Rheda-Wiedenbrück wieder möglich, den umfänglichen Sachstand und die Geschichte zur jüdischen Gemeinde und ihren Menschen kennen zu lernen“, führt er weiter aus.
„Auch unsere Schulen haben in den vergangenen 20 Jahren viel zur Aufarbeitung und zur Auseinandersetzung mit diesem Geschichtskapitel beigetragen, so dass der breite gesellschaftliche Konsenz hiermit dokumentiert und lebendig gehalten werden soll“, ist es Wolfgang Lewe noch wichtig zu erwähnen.
„Das Wiedenbrücker Schule Museum für Kunst- und Stadtgeschichte versteht sich als gesamtstädtische Institution, die wichtige Themen der Stadtgeschichte Jung und Alt immer wieder neu vorstellt und erreichbar macht“, beschreibt Christiane Hoffmann ihre Motivation die Herausgabe der Broschüre Juden und Jüdisches Leben in Rheda neu und ergänzt herauszugeben. Die Broschüre kann im Museum und bei den Heimatvereinen gegen eine Spende von 10 € erhalten werden.
Foto: Museumsleiterin Christiane Hoffmann, Stiftungsvorstand Arnold Bergmann, Heimatvereinsvorsitzender Dr. Wilhelm Sprang, Bürgermeister Theo Mettenborg, Gestalter David Brill, Stiftungsrat Leo Lübke, Ortsheimatpfleger Dr. Wolfgang A. Lewe