Julius Mormann (1886 – 1973) besuchte von 1892 bis 1902 die Schulen in Wiedenbrück. Im Anschluß ging er erst an die TH Berlin und weiter an die TH München und ließ sich um Architekten ausbilden. Den Einstieg in die Berufslaufbahn eines Architekten gelang ihm in direktem Anschluß an sein Studium in dem er in das Büro seines Professor Theodor Fischer eintreten konnte.
Seine Weltkriegsteilnahme unterbrachen diese Tätigkeit. In die Familientradition der bildenden Kunst trat er nach dem Krieg trotzdem ein. Sein vier Jahre älteren Bruder Wilhelm (1892-1914) der eigentlich für die Ateliernachfolge des Vaters vorgesehen war, fiel bereits 1914 als Soldat im 1. Weltkrieg.

Foto:Dietmar Werner, Julius Mormann im Atelier 1962

Daher führten Julius Mormanns Wege wieder nach Wiedenbrück um das gutgehende und weit über die Region bekannte akademische Bildhaueratelier vom Vater Anton Mormann zu übernehmen.Auch wenn Julius Mormann schon die erste Ausbildung hinter sich hatte und vielleicht auch so in das Atelier hätte eintreten können, studierte er ein zweites Mal. Diesmal ging er von 1919 bis 1924 an die Düsseldorfer Kunstakademie und wurde akademischer Bildhauer. Sein Professor war der bekannte Bildhauer Prof. Netzer.  Ab 1924 trat Julius Mormann in der Werkstatt seines Vaters als Bildhauer ein.

Gemeinsam mit seinem Vater Anton arbeitet er noch einige Jahre zusammen in Wiedenbrück. (Anton zog sich in den 30er Jahren nach Stade zu seiner dort lebenden Tochter zurück und starb 1940 mit 89 Jahren dort.)

Trotz der schwierigen Auftragslage während der Inflationsjahre und Weltwirtschaftskrise konnte Julius die große Werkstatt mit einigen Mitarbeitern fortsetzen. Auch die gute Zusammenarbeit mit den Werkstätten Becker-Brockhinke, Wilhelm Siebe oder Eduard Goldkuhle (ab 1939 in Dortmund) setzte er erfolgreich fort. Darüber war er auch immer wieder als Architekt tätig und schuf einige Stadtbildprägende Gebäude in Wiedenbrück. (Brüning, Mönchmeier, Runde, Knöbel am Markt usw.)

In den 1920er und 1930er Jahren schuf er darüber hinaus zahlreiche Grabdenkmäler, Relieftafeln, Kruzifixe und Kreuzwege in Holz und Stein. Seine besondere Liebe galt den Krippen, für die er auch mal seine Kinder als Modelle in Holz verewigte. So u.a. geschehen für die Krippe der Abteikirche Ss.Cosmas und Damian der Gemeinde Liesborn, heute Wadersloh.

1937 fertigte Julius Mormann die Statue der Gottesmutter für die Kapelle in Möhler, die bis heute dort verehrt wird. Ob er als Architekt auch für den Erweiterungsbau Verantwortung übernommen hatte ist zu vermuten aber nicht belegt.

Nach dem 2. Weltkrieg war Julius Mormann ein gesuchter Kenner und Restaurator für die kriegsbedingt zerstörten Kunstwerke sakraler und profaner Herkunft. Diese Restaurierungen beschäftigten ihn bis an sein Lebensende. Sein hohes Ansehen in der Stadt und der Region führten dazu, dass er ehrenamtlich auf Wunsch der Britischen Behörden von Herbst 1945 bis Mitte 1946 das Bürgermeisteramt in Wiedenbrück bekleidete. Seine erfolgreiche künstlerlische Arbeit war auch der Grund dieses Amt nicht weiter auszuführen.

Bis wenige Jahre vor seinem Tod im Jahre 1973 war er noch aktiv künstlerisch tätig. Er starb am 24.3.1973 in Wiedenbrück.

Keines seiner Kinder führte den Künstlerberuf weiter, so dass sein künstlerisches Vermächnis in den vielen in seiner Werkstatt und Atelier ausgebildeten Bildhauern weiterlebte und das Atelier Mormann in Wiedenbrück nach seinem Tode geschlossen wurde. Das Wohnhaus und die Ateliergebäude sind bis heute in Rheda-Wiedenbrück erhalten und werden weiter von Familienmitgliedern bewohnt und in Ehren gehalten.