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Im Rahmen einer Neubaumaßnahme und Platzgestaltung an der Kreuzung Stromberger Straße Ecke Kleestraße in St. Vit wurde 1991, vor der heute nicht mehr vorhandenen Filiale der Volksbank Rheda-Wiedenbrück, eine lebensgroße Bronzefigur einer Wasserträgerin aufgestellt. Die Idee der Figur entstammt der historischen Funktion des Ortes als Brunnen und Wasserversorgung für die Bevölkerung von St. Vit.
Die Figur wurde von dem Bildhauer Hubert Hartmann (1915-2006) geschaffen. Die weibliche Figur ist durch die Haube, die Bekleidung und die zwei Eimer als Landfrau gekennzeichnet. Die Haube die sie trägt war eine typische Kopfbedeckung der Frauen bei der Feldarbeit in diesem Raum. Die Holzschuhe als Alltagsschuhe getragen, sind als einfache und haltbare Fußbekleidung, ideal und universell zu tragen. Egal ob bei der Arbeit, auf dem Feld oder im Garten. Dazu im Gegensatz sind Lederschuhe, wenn überhaupt vorhanden, für den Kirchgang und besondere Anlässe an Feiertagen genutzt worden.
Mit diesen wenigen Attributen schafft Hartmann die Idee des Ortes zu beschreiben. Der Brunnen als Treffpunkt im Dorf. Hier kamen in alter Zeit die Menschen zusammen. Hier mussten die Frauen das Trinkwasser für zu Hause aus dem Brunnen holen. Die schwere Arbeit wird durch die beiden Eimer beschrieben. Um zwei große Eimer Wasser zu holen bedarf es Kraft, die diese scheinbar zarte Frau kaum schaffen kann. Ein Blick in das Gesicht der Frau zeigt eine alterslose erwachsene Frau, die keinen Zweifel an ihrem Tun hegt. Warum das so ist erklärt, der Blick in die traditionellen Zuständigkeiten von Frauen. Das Wasser holen galt als Frauenarbeit. Es gehörte nicht in die Zuständigkeit der Männer. Es wurde nicht nach„starkem“ und „schwachem“ Geschlecht geurteilt. Die Arbeitsteilung und die strukturelle Benachteiligung von Frauen in der ständischen und auch der modernen Gesellschaft hatte Hartmann hiermit sicher nicht im Sinn. Er wollte die vergangene dörfliche Realität beschreiben. Der Topos von „Frau am Brunnen“, steht vielerorts auch für „Klatsch und Tratsch“, der Nachrichtenbörse der Vergangenheit. Das ist hier aber nicht gemeint, da eine weitere Person mit der sich die Wasserträgerin austauschen könnte fehlt. Eher könnte der zeitgenössische Betrachter oder Betrachterin gemeint sein, die das Denkmal aufsucht. Dem mühsamen dörflichen Leben sollte hier ein sympathisches Denkmal gesetzt werden. Die Figur ist als Denkmal mit einer Wasserstelle verbunden. Die Wasserstelle wird durch eine handbetriebene Pumpe und einem dazugehörigen Wasserbecken gebildet. Der Brunnen mit Pumpe als die zentrale Stelle der Wasserversorgung des Dorfes St. Vit sollte so unterstrichen werden. Der Charakter als öffentlicher Platz ist heute in den Hintergrund getreten. Die Schließung von zwei Bankfilialen und die Umnutzung der Räumlichkeiten zu Wohnungen haben den offenen Platz eingeschränkt. Dadurch hat das Denkmal seine Großzügigkeit verloren und wird als Gedenkort kaum noch wahr genommen.
Heute wirkt der Aufstellungsort der Figur und des Brunnens als an den Rand der Gesamtanlage gedrängt und hat ihre Funktion für einen offenen und lebendigen Platz verloren.
Der Bedeutungsverlust ist durch die „Umnutzung“ der Wassereimer als Mülleimer deutlich zu erkennen. Die Beliebtheit der Figur als Symbol für St. Vit, die eine hohe Identifikation bedeutet, scheint nicht oder nicht mehr vorhanden zu sein.