Das Künstlerhaus Becker-Brockhinke am Ostenwall 3, besteht aus einem repräsentativen Wohnhaus und angebauten Altarbauateliers. Das Ensemble ist bis heute erhalten, allerdings werden alle Bauteile als Wohnungen oder Geschäftsräume genutzt und eine künstlerische Nutzung findet heute nicht mehr statt. 

Theodor Brockhinke (1839 -1890) arbeitete nach einer Ausbildung zum Tischler und Ornamentiker ab 1862 als Werksleiter in der Werkstatt Franz Anton Goldkuhles. 1868 machte er sich mit einer Kunsttischlerei selbständig, die er ab 1872 zu einer erfolgreichen Altarbauwerkstatt umwandelte.

Foto: Theodor Brockhinke, Stadtarchiv Rheda-Wiedenbrück

Brockhinke beschäftigte auch Bildhauer und Polychromeure. Er konnte daher komplette Altäre liefern. Darüber hinaus arbeitete er eng mit den Bildhauern A. Mormann und C. Siebe sowie dem Maler G. Goldkuhle zusammen.

Anton Becker (1862 – 1945) war als Lehrer tätig, bevor er 1890 nach dem Tod seines Schwiegervaters Th. Brockhinke die Leitung der Firma übernahm. Becker konzentrierte sich auf die geschäftlichen Belange.

Er führte die enge Zusammenarbeit mit den Kunsthandwerkern vor Ort fort und pflegte  gute Kontakte zu Baumeistern und Architekten in ganz Deutschland. In Spitzenzeiten beschäftigte die Werkstatt ständig 20 bis 30 Mitarbeiter. Mit dem Niedergang des Historismus stagnierten auch bei Becker-Brockhinke die Geschäfte, so dass Becker nach dem Ersten Weltkrieg die Produktion auf die Herstellung von Möbeln umstellte.

Foto: Anton Becker, Schwiegersohn und Lehrer, später Inhaber der Altarbaufirma Becker-Brockhinke, Stadtarchiv Rheda-Wiedenbrück

Nach seinem Tod setzte sein Schwiegersohn Karl Hanschmidt die Möbelproduktion bis 1970 fort. Die Nordfassade zeigt aber noch die großen Atelierfenster, die die ehemalige Verwendung erahnen lassen.