Eduard Goldkuhle wurde am 01.11.1878 in Wiedenbrück geboren. Während seiner Schulausbildung besuchte er die hiesige Volks- und Rektoratsschule. Da E. Goldkuhle sozusagen im Atelier seines Vaters Georg Goldkuhle aufwuchs und so bestens mit der dort üblichen Arbeitsweise vertraut war, machte er auch keine spezielle Lehre mehr. Sein Vater hatte ihn schon in jungen Jahren mitgenommen, wenn er Kirchen ausmalte und ihm bereits kleinere Aufgaben übertragen.

Auf ähnliche Weise beteiligte G. Goldkuhle seinen Sohn auch allmählich immer mehr an den Altarbildern und Kreuzwegen, die im Atelier entstanden. Zusätzlich dazu bildete sich E. Goldkuhle auch noch auf der Abendzeichenschule weiter, die von seinem Vater und von Christoph Siebe geleitet wurde. Der eigentlich geplante Akademiebesuch sowie eine beabsichtigte Studienreise nach Italien wurden jedoch durch den frühen Tod des Vaters vereitelt. E. Goldkuhle war deshalb gezwungen, auf den gymnasialen Abschluß zu verzichten und bereits mit 21 Jahren die Leitung des Ateliers zu übernehmen.

In dieser sehr schwierigen Anfangszeit stand ihm jedoch Heinrich Repke äußerst hilfreich zur Seite. Dieser hatte seit 1891 bei G. Goldkuhle gelernt und gearbeitet und war deshalb bestens mit dessen Arbeitsweise vertraut. Diese beiden jungen Männer sorgten nun in der nächsten Zeit dafür, daß die zahlreichen Aufträge fristgerecht ausgeführt wurden.

Außer mit H. Repke setzte E. Goldkuhle die gute Zusammenarbeit mit allen beruflichen Freunden seines Vaters fort. Bei ihnen handelte es sich um Anton Becker (Brockhinke), Heinrich Schweppenstedde, August Bücker, Anton Mormann, Christoph und Wilhelm Siebe und Heinrich Hartmann. Für diese polychromierte und vergoldete er zahlreiche Werke. Der wichtigste Bestandteil seiner Arbeit waren jedoch die Kirchenausmalungen mit den von ihm geschaffenen Altarbildern, Wandgemälden und Kreuzwegen. Seine Auftraggeber, bis zum Ersten Weltkrieg fast ausschließlich kirchliche Institutionen, kamen nicht nur aus vielen Teilen Deutschlands, sondern auch aus Brasilien, China und den USA.

Um alle Arbeiten termingerecht abliefern zu können, hatte E. Goldkühle zeitweise bis zu zwanzig Mitarbeiter. Auf deren Unterstützung war er nicht nur im Atelier angewiesen, sondern besonders bei seiner Tätigkeit in den Kirchen. Die dort durchgeführten Ausmalungen paßten sich in hervorragender Weise der historistischen Bauweise und Ausstattung an. Bei seinen Gemälden und Kreuzwegen brauchte er darauf jedoch weniger Rücksicht zu nehmen und wandte sich deshalb immer mehr von einer idealisierenden Darstellungsweise ab und stattdessen einer naturalistischen und realistischen zu.

Um insbesondere dem „einfachen“ Gläubigen den Bezug zum biblischen Geschehen zu erleichtern, bezog E. Goldkuhle – genau wie schon sein Vater – Menschen der Umgebung, die ihm als Modell dienten sowie vertraute, heimatliche Motive in seine Bilder mit ein. Dadurch wurde das Dargestellte nicht mehr länger nur zu irgendeiner Begebenheit in einem fernen, fremden Land, sondern zu einem in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfindenden Ereignis.

Wie sehr diese Art der Interpretation geschätzt wurde, macht die große Zahl von diesbezüglichen Aufträgen deutlich, die E. Goldkuhle bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) erhielt. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen zeichnete man ihn auch im Jahre 1913 auf der in Paderborn stattfindenden Gewerbe- und Kunstausstellung aus.

Die Kriegsjahre, von denen E. Goldkuhle drei Jahre lang Soldat war, die nachfolgende Inflation sowie die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre machten sich genauso wie bei den übrigen Werkstätten und Ateliers auch bei E. Goldkuhle bemerkbar. Sie hatten besonders den Rückgang solcher Aufträge zur Folge, die sich auf die Polychromie und Vergoldung von Werken bezogen.

Aus diesem Grunde entschloss sich E. Goldkuhle 1929 Wiedenbrück zu verlassen und nach Dortmund überzusiedeln. Aufgrund der zentraleren Lage erhoffte er sich leichtere Arbeitsmöglichkeiten und größere Aufträge. Obwohl die Zeit der großen kirchlichen Aufträge zu Ende ging, hatte sich E. Goldkuhle dennoch richtig entschieden. In den dreißiger führte er nämlich noch zwanzig Kirchenausmalungen durch und fertigte ebenfalls Altarbilder und Kreuzwege an. Insbesondere bei letzteren war jedoch eine entscheidende Entwicklung E. Goldkuhles festzustellen.

Alles Nebensächliche, vom eigentlichen Geschehen Ablenkende, trat immer mehr in den Hintergrund und verschwand mitunter völlig. Stattdessen wurden nur noch die unmittelbar beteiligten Personen dargestellt, deren verhaltene Gestik und Mimik dennoch äußerst ausdrucksstark war und darüber-hinaus noch den tiefen Schmerz und das große Leid betonte.

Zusätzlich zu diesen sakralen Werken ging E. Goldkuhle aber immer mehr dazu über, auch Portraits, Landschaften, Blumenstücke sowie Kopien „Alter Meister“ anzufertigen. Nach diesen herrschte schon bald eine so große Nachfrage, daß er die Arbeit kaum noch schaffen konnte.

Aus diesem Grunde verließ sein Sohn Josef (geb. am 18.10.1911) vorzeitig das Gymnasium, um ihm im Atelier und in den Kirchen zur Hand zu gehen. Da dieser von klein auf mit der Arbeit des Vaters vertraut war, machte auch er keine spezielle Lehrzeit durch, sondern vervollkommnete in den folgenden Jahren mit Hilfe des Vaters sein Können. Im Jahre 1939 fand diese „Ausbildungsphase“ mit der Meisterprüfung ihr Ende, für die J. Goldkuhle die Kirche in Unna-Königshorn ausgemalt hatte.

Kurze Zeit später brach der Zweite Weltkrieg aus und J. Goldkuhle wurde bereits 1940 als Soldat eingezogen. Bedingt durch die sich noch an die Kriegszeit anschließende russische Gefangenschaft kehrte Josef Goldkuhle erst 1948 in die Heimat zurück. Da er sich danach jedoch außerstande fühlte, die Familientradition als Kirchenmaler fortzusetzen, wandte er sich deshalb einem anderen Beruf zu.

Im Gegensatz dazu betätigte sich sein Vater, der bereits 1942 nach Oelde evakuiert war, weiterhin als Maler. Die Kirchenmalerei hatte E. Goldkuhle jedoch inzwischen – sowohl aus gesundheitlichen als auch aus politischen und kriegsbedingten Gründen – gänzlich aufgegeben. Er widmete sich nun stattdessen fast ausschließlich der profanen Kunst. Auf diesem Gebiet war er auch weiterhin genauso erfolgreich tätig wie vorher bei der sakralen Kunst. Bis kurz vor seinem Tode am 08.02.1953, arbeitete Eduard Goldkuhle dann auch ununterbrochen in seinem kleinen Oelder Atelier.