Prof. Fritz Burmann wurde am 11.08.1892 in Wiedenbrück geboren. Von 1898 bis 1906 besuchte er die hiesige Volksschule. Nach deren Abschluß machte er von 1906 bis 1910 eine Lehre als Maler im Atelier Heinrich Repkes. Daran schlossen sich von 1910 bis 1914 Studienjahre bei dem Historienmaler Hüttgens in Angermunde bei Düsseldorf an. Bei ihm erlernte F. Burmann die Techniken der Glas- und Wandmalerei. Diese Studien wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendet, an dem F. Burmann von 1914 bis 1918 als Soldat teilnahm, und wo er schwer verwundet wurde.

Im Jahre 1919 gründete er zusammen mit Richard Geßner jun. und Werner Peiner den sog. „Dreimannbund“. Diese drei Künstler arbeiteten in den nächsten Jahren auch als Werkstattgemeinschaft zusammen und führten zahlreiche Wand- und Glasmalereien sowie Mosaike aus, die die Anerkennung vieler Kunstexperten fanden. Obwohl manche der Werke eine starke Stilisierung aufweisen, bleiben sie bei F. Burmann jedoch immer verständlich und gleiten nie völlig ins Abstrakte ab.

Seit 1919 besuchte F. Burmann zusätzlich noch die Kunstakademie in Düsseldorf. 1922 wechselte er dann aber für kurze Zeit an die Münchener Akademie über und studierte dort hauptsächlich bei Prof. Knirr. Anschließend kehrte er jedoch nach Düsseldorf zurück und setzte hier bei Prof. Deusser seine Studien fort. In diese Zeit (1924) fiel auch seine erste Studienreise nach Italien, der 1925 eine zweite folgte. Außer Italien bereiste F. Burmann noch Dalmatien, Frankreich, Holland, Belgien und Litauen.

Anfang der 20er Jahre machte die Malweise F. Burmanns eine entscheidende Wandlung durch. Die schrecklichen Kriegserlebnisse wirkten in ihm nach und zwangen ihn dazu, alle Not und alles Leid, das er auch nach dem Krieg überall antraf, drastisch zum Ausdruck zu bringen und darauf aufmerksam zu machen. Aus diesem Grunde konfrontierte er in seinen Bildern den oftmals völlig unvorbereiteten Betrachter mit Elend, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Alles Unwesentliche wurde allmählich weggelassen, und F. Burmann konzentrierte sich vollkommen auf das für ihn bei einem Menschen Wichtigste, das Gesicht und die Hände.

Ein Wandel in dieser oftmals übertrieben realistisch wirkenden Darstellungsart begann, als er im Jahre 1926 als Professor an die Kunstakademie nach Königsberg berufen wurde und dort eine Meisterklasse leitete. Zehn Jahre war er dort tätig, bis man ihn 1936 zum ordentlichen Professor an der Hochschule für bildende Künste in Berlin- Charlottenburg ernannte. Die zehn Jahre, die er in Ostpreußen lebte, prägten ihn und ließen ihn zu einem Bewunderer der herben Schönheit der dortigen Landschaft werden.

Sein Hauptmotiv war zu der Zeit die Kurische Nehrung, die er sowohl mit als auch ohne die dort ansässigen Menschen darstellte. Mehrere Monate im Jahre verbrachte er unter ihnen und hatte deshalb auch einen tiefen Einblick in ihre Sorgen und Nöte. Seine zahlreichen Bilder machen deutlich, dass das Leben dieser Menschen sehr hart war und einen ständigen Kampf mit den Naturgewalten erforderte. Trotzdem wirken die Dargestellten niemals verbittert oder aufbrausend, sondern stets ruhig und in sich gekehrt, manchmal jedoch ein wenig melancholisch. Man erkennt, dass sie ihr Los akzeptiert haben und sich nicht dagegen auflehnen. Trotz aller erlittenen Schicksalsschläge bleiben sie ungebeugt und lassen deutlich ihre innere Stärke spüren. Dieser Eindruck wird noch durch die dunklen, warmen Farbtöne verstärkt, denen F. Burmanns hier gegenüber den hellen, leuchtenden Farben den Vorzug gab.

Letztere verwandte er jedoch wiederum sehr gern bei seinen zahlreichen, in der Tempera-Technik gemalten Bildern, um damit noch zusätzlich die Schönheit und Lebendigkeit der gewählten Motive zu unterstreichen. Die unzähligen Bilder Prof. Burmanns, die er im Laufe der Jahre schuf, machen deutlich, welchen Einfluss seine jeweilige Umgebung auf ihn ausübte und wie stark er teilweise davon geprägt wurde. Dieses hielt ihn jedoch nicht davon ab, im Laufe der Jahre zu einem ganz persönlichen Stil zu finden, den er ständig weiterentwickelte und verfeinerte. Die Folge davon war, dass sich seine hervorragenden Arbeiten allgemeiner Anerkennung erfreuten und von zahlreichen Museen und Galerien sowie von Ministerien und Privatleuten angekauft wurden.

Dem Schaffen Prof. Fritz Burmanns wurde viel zu früh, am 20. September 1945, durch einen tragischen Unglücksfall ein Ende gesetzt.

Quelle:

Die Lebensläufe Wiedenbrücker Schule stammen weitgehend aus einer Arbeit von Marita Heinrich: „Kunst und Kunsthandwerk in Wiedenbrück (19./20. Jahrhundert)“. Die Arbeit wurde in den 80er Jahren im Auftrage der Stadt Rheda-Wiedenbrück erstellt und liegt nur maschinenschriftlich vor.